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Das Lerchenquartett

Das Lerchenquartett
(c) Mila Pairan

Quartett D-Dur für zwei Violinen, Viola und Violoncello, op. 64,5; Hob. III: 63, “Lerchen-Quartett”
1. Allegro moderato
2. Adagio
3. Menuetto. Allegretto – Trio
4. Finale. Vivace
Die erste Geige schwing bereits im ersten Satz in schwindelerregende Höhen. Das Streichquartett op. 64/5 brachte, durch dieses lyrische Thema, die ersten Zuhörer in London dazu, an den Gesang einer Lerche zu denken und haben ihm den Namen „The Lark“ gegeben.

Quasi Seite an Seite vollendeten Haydn und Mozart 1790 in Wien zwei ihrer größten Quartettzyklen: Letzterer die „Preußischen Quartette“, Ersterer die sogenannten „Tostquartette“ Opus 64. Als Haydn die Erstausgabe dieses Opus im Wiener „Magazin de Musique“ herausbrachte, widmete er sie einem gewissen „Monsieur Jean Tost“. Es ist so gut wie sicher, dass er damit den Geiger Johann Tost meinte, der bis 1788 in Haydns Orchester in Schloss Esterháza die zweiten Geigen angeführt hatte und seit der Heirat mit einer reichen Wienerin einen florierenden Handel in der Hauptstadt führte, u.a. mit Noten und Büchern.
Tost hatte Haydn bereits beim Verkauf seiner Quartette Opus 54 und 55 unter die Arme gegriffen, weshalb man diese Werke die erste Reihe der „Tostquartette“ nennt. Mit Agilität und Geschäftssinn führte sich der Ungar Tost damals als emsiger Förderer der Kammermusik in Wien ein und verteilte alsbald auch Kompositionsaufträge: an Mozart für seine letzten beiden Streichquintette und an Haydn für jene sechs neuen Quartette des Opus 64, die heute als zweite Serie der „Tostquartette“ bekannt sind.
Als Haydn im Dezember 1790 nach London aufbrach, um dort in den Veranstaltungen des Konzertunternehmers Johann Peter Salomon aufzutreten, nahm er seine neuen Quartette mit. Sie wurden dort mit größtem Erfolg „unter seiner Leitung in Mr. Salomon’s Konzert in den Festino Rooms am Hannover Square aufgeführt “, wie der Londoner Erstdruck vermerkt. Als Renner der Serie erwies sich bald das D-Dur-Quartett. Denn das Londoner Publikum hatte – ebenso naturverbunden wie der Komponist selbst – in der jubelnden Melodie der ersten Geige zu Beginn des Kopfsatzes sofort den Ruf der Lerche erkannt. Seitdem heißt das Quartett im angelsächischen Raum „The Lark“, bei uns „Lerchenquartett“ und ist eines der meist gespielten des gesamten Quartettrepertoires – nicht nur seines ersten Satzes wegen.
Der Kopfsatz beginnt mit einem raffinierten Vorspann zum Lerchenthema, zarten „Hornquinten“ der Mittelstimmen, über denen sich im zweiten Durchgang das hohe, schöne Thema der ersten Geige erhebt. Haydn ließ es im ganzen Satz fast unverändert. stets in der gleichen hohen, strahlenden Lage. Wie der Vogel, der über den Wäldern schwebt, erscheint es zu Beginn der Durchführung, in einer falschen und einer echten Reprise. Von der thematischen Arbeit bleibt es unberührt. Sie konzentriert sich auf eine kraftvolle Triolenfigur.
Die Idylle des Lerchenthemas setzt sich im wunderbar ruhigen Adagio in A-Dur fort. Nach einem bewegten Mittelteil in a-Moll wird die Durkantilene von der ersten Geige verziert aufgegriffen.
Das Menuett ist derbe Bauernmusik, mit kurzen Vorschlägen und groben Läufen durchsetzt. Im d-Moll-Trio mischt sich ein ungarischer Tonfall mit ein.
Auch im Presto-Finale bleiben D-Dur und d-Moll die Pole der Entwicklung: Ein rasend schnelles Sechzehntelthema in Dur steigert sich zum Perpetuum mobile. Im d-Moll-Mittelteil macht es einer raffinierten fugierten Durchführung Platz. Der Satz rauscht am Hörer in nicht zu bremsender guter Laune vorüber – zur Freude der Londoner, die Haydns schnellen Witz liebten.

Schmalhofer Quartett: Christiane Seefried (Violine), Yeo-Jin Noh (Violine), Ludwig Schmalhofer (Viola), Yumin Lee (Cello)

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